Die grundlegenden Elemente der Waldorfpädagogik Vorbild/Nachahmung, Rhythmus, Sinnespflege...enthalten in der Kleinkindpädagogik noch weiterreichende Aspekte.
So ahmen 0-3jährige Kinder hauptsächlich die emotionale Verfassung ihres Gegenübers nach.
Sie erspüren die Stimmung in der wir uns befinden und nehmen diese Schwingung auf.
So haben wir die große Verantwortung für unsere Ausgeglichenheit und damit für eine harmonische Atmosphäre im Raum zu sorgen.
Auch unsere Tätigkeiten müssen wir einfach und durchschaubar gestalten, damit sie für die Kinder leicht nachvollziehbar sind. Deshalb kneten wir den Teig für die Semmeln z.B. mit der Hand und nicht mit der Maschine, damit die Kinder den Prozess beobachten und nachahmen können.
Für Kinder dieses Alters ist ein Rhythmus oder ein Ritual das sich immer wiederholt, beim Spielen, Füttern, Schlafen, also etwas auf das man sich innerlich einstellen kann, noch wichtiger als im späteren Alter. Die Sicherheit die diese Vorhersehbarkeit gibt, ermöglicht es dem Kind sich vertrauend der Welt zuzuwenden.
Genauso wichtig ist eine sichere Bindung zu geliebten Bezugspersonen, die sich verlässlich und feinfühlig verhalten. „Geborgenheit macht frei.“(Butzmann)
Der Grundstein einer vertrauensvollen Beziehung wird bei der Eingewöhnung gelegt.
Deshalb kommt dieser ein hoher Stellenwert zu.
Aus der Erfahrung mit vielen Eingewöhnungen haben wir ein Modell erstellt, welches eine Orientierung darstellt, sich aber flexibel an die individuellen Gegebenheiten der Kinder anpasst.
Planung der Eingewöhnung
Die erste Zeit in der Gruppe
Trennung und Abschied
Kinder, die bis 15 Uhr angemeldet sind
Kinder unter drei Jahren brauchen noch viel Unterstützung bei der Pflege: Füttern, wickeln, An- und Ausziehen. Diese Situationen sind besondere Momente der Zweisamkeit in der die Beziehung zum einzelnen Kind gepflegt wird. Die Achtung und der Respekt, den wir dem Kind besonders in diesen Pflegesituationen schenken prägt das Selbstbild des Kindes und stärkt sein Selbstvertrauen. Die Achtung äußert sich auch darin, daß bei den pflegerischen Tätigkeiten nicht über den Kopf der Kinder hinweg agiert wird, sondern die Kinder miteinbezogen werden in einem Miteinander. Wir erklären den Kindern, was geschehen soll und nehmen uns Zeit für seine Mithilfe. Unser Anliegen ist es, von Anfang an dem Kind Respekt vor seiner Persönlichkeit und seinen Grenzen zu vermitteln und seine Würde zu wahren. In der weiteren Entwicklung berücksichtigen wir die sich entwickelnde Kompetenz des Kindes und überlassen ihnen zunehmend die Initiative. Da Kinder dieses Alters sich oft noch nicht genau ausdrücken können, braucht es viel Feingefühl, die Signale des Kindes zu erkennen. Kinder, die in dieser Weise echtes Interesse für sich erleben, die sich geliebt und wahrgenommen fühlen, können sich frei und unabhängig ihrem Spiel und ihren Lebensaufgaben widmen.
Auch in der Bewegungsentwicklung ist für uns die Eigeninitiative des Kindes maßgeblich.
Das Kind übt und wiederholt Bewegungsabläufe trotz kleinerer und größerer Rückschläge so lange bis es sie beherrscht. So ist das Kind sicher in dem was es tut und wagt sich nur an das heran, was es durch viel üben und probieren auch sicher beherrscht.
Unsere Räume sind so gestaltet, daß sie den Kindern Möglichkeiten geben, unterschiedliche Bewegungsabläufe auszuprobieren. Dadurch, daß wir ihre Bemühungen nicht durch vorschnelles Eingreifen unterbrechen, erleben sie auch etliche Mißerfolge. Auf diese Weise lernen sie, Frustrationen zu tolerieren und neue Wege zu suchen, ihr Ziel zu erreichen. Gelingt es ihnen dann, sieht man den Kindern den Stolz und die Freude an, etwas aus eigener Kraft erreicht zu haben. So entwickelt sich ein Gefühl von Selbstkompetenz und das ist die beste Grundlage dafür, sich auch später im Leben mutig an Aufgaben zu wagen, durchzuhalten und kreativ immer neue Wege zu suchen um das sich selbst gesteckte Ziel zu erreichen.
Wie wir finden, eine sehr wichtige Kompetenz und Grundlage für Resilienz. Ich schaff das!
Der rhythmisch gegliederte Tagesablauf in der Wiegenstube besteht aus sich wiederholenden Elementen der Aktivität und der Ruhe, also des Ein- und des Ausatmens.
Der Tag beginnt mit der Freispielzeit, gegen 9.00Uhr gibt es am Tisch eine Brotzeit mit einem kurzen Ritual, da können die Kinder zur Ruhe kommen und sich stärken.
Im zweiten Teil der Freispielzeit findet das Wickeln der einzelnen Kinder statt, für das sich eine Pädagogin viel Zeit nimmt.
Anschließend treffen sich alle auf dem Teppich im Morgenkreis, wo kleine Fingerspiele, Jahreszeitliche Lieder oder auch Schoßpuppenspiele mit den Kindern gestaltet werden.
Danach gehen wir in kleinen Gruppen in die Garderobe, wo sich die Kinder anziehen dürfen. Dabei werden die Kinder je nach ihren Möglichkeiten von den Pädagogen begleitet.
Daran schließt sich die Gartenzeit an. Wenn wir wieder hineingehen, wird noch einmal nach Bedarf gewickelt oder mit den Kindern auf‘s Klo oder Töpfchen gegangen.
Anschließend gibt es für alle Kinder ein Mittagessen.
Danach verbringt jedes Kind eine Ruhe- oder Schlafzeit in seinem Bett im Schlafraum. Für die Entwicklung der Kinder sind diese Ruhe-oder Schlafzeiten wichtig, deshalb sind sie in unserem Tagesablauf verpflichtend, wobei auf die verschiedenen Schlafrhythmen der Kinder eingegangen wird. Manche Kinder haben ihren Buggy dabei und schlafen schon im Garten. Kein Kind wird zum schlafen gezwungen, aber es wird auch kein müdes Kind künstlich wachgehalten.
Abholzeiten sind ab ca. 12.15 Uhr bis 13.00 Uhr und 14.15 Uhr bis 14.45 Uhr.
Da wir nur eine Kindergartengruppe und eine Wiegenstube haben, ist es möglich eine intensive Verbundenheit beider Gruppen anzustreben. Dies hat viele gute Auswirkungen: eine große Harmonie im Team, die notwendige Möglichkeit sich Gruppenübergreifend bei Krankheit auszuhelfen und vor Allem, daß unseren Kindern alle Pädagogen sowie alle Kinder vertraut sind. Durch gemeinsame Ausflüge und Feste lernen sich Eltern und Kinder noch besser kennen. Die Erfahrung hat gezeigt, daß der Übergang in den Kindergarten so für die Wiegenstubenkinder ganz leicht ist.
Durch den ersten Sonnenbogen
kommt ein Schmetterling geflogen…
Ei, willkommen, guten Morgen.
Kommt, bei uns seid ihr geborgen!
H.Diestel